Ein Gedankenspiel mit ernstem Kern
Stell dir vor, Jesus würde heute leben. So wie er damals durch die Straßen zog, mit Außenseitern sprach, Heilung brachte, Mauern einriss. Nur diesmal nicht in Sandalen, sondern mit Sneakern. Und vielleicht – ja, vielleicht – wäre er schwul. Oder bi. Oder einfach nicht festzulegen. Wäre das ein Problem?
Was sagt die Bibel eigentlich?
Kurze Antwort: Nichts. Jesus hatte keine Frau, keine Kinder, keine klassische Familienkonstellation. Das ist ungewöhnlich für seine Zeit, aber es wird nicht erklärt – vielleicht, weil es nicht wichtig war. Was überliefert ist: Nähe zu Menschen. Zu Frauen wie Maria Magdalena. Zu Jüngern wie Johannes – der „an seiner Brust ruhte“. Emotional, nah, liebevoll. Homoerotisch? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber was wäre, wenn doch?
Die Kirche und das große Unbehagen
Jahrhundertelang hat die Kirche Menschen aussortiert, die nicht ins Schema passten. Homosexuelle, Transmenschen, Frauen mit Meinung, Männer mit Gefühl. Mit Dogmen, Scham und viel zu oft mit Gewalt. Aber wenn man ehrlich ist, war Jesus das genaue Gegenteil dieser Engstirnigkeit. Er stellte sich zu den Verachteten, nicht zu den Mächtigen.
Was, wenn Jesus heute leben würde?
Würde er auf dem Christopher Street Day mitlaufen? Würde er queere Jugendliche segnen, denen die Kirche die Tür weist? Würde er sich in der Sakristei rechtfertigen müssen für das, was er liebt? Oder würde er sagen: „Ihr fragt nach Etiketten – ich lebe die Liebe.“
Fazit vom Werkbankrand
Es geht hier nicht um Spekulation, sondern um Offenheit. Um die Frage: Ist da Platz in der Kirche für Menschen, wie sie wirklich sind – oder nur für Fassadenfiguren im Sonntagsanzug? Wenn Jesus heute schwul wär, wär er dann willkommen?
Wenn nicht – dann läuft was schief. Nicht mit ihm. Sondern mit uns.
„Denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt 18,20)
Und Liebe – ist immer ein guter Name.