„Alle sind gleich“ – wirklich?
Ob Zeugen Jehovas, AfD-Wähler oder Reichsbürger – in unserer Gesellschaft wird immer öfter über alle über einen Kamm geschert. Das macht das Leben einfacher, klar. Aber auch gefährlicher. Denn Menschen sind keine Kategorien. Und Gruppen sind keine Klone.
Beispiel 1: Die AfD-Wähler
Ein Mann wählt AfD. Ist er deshalb gleich ein rechtsradikaler Hetzer? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht fühlt er sich einfach nicht mehr gehört. Vielleicht hat er Angst vor Kontrollverlust, Existenznot, Veränderung. Wer nie zuhört, wird nie verstehen.
Beispiel 2: Zeugen Jehovas
Jemand glaubt an eine religiöse Lehre mit Tür-zu-Tür-Besuch. Ist er automatisch sektenverblendet? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht findet er darin Halt, Struktur, Gemeinschaft. Genauso wie andere in Sportvereinen oder Online-Gruppen. Der Unterschied: Die einen beten – die anderen posten.
Beispiel 3: Reichsbürger
Da gibt’s die Radikalen, klar – bewaffnet, verschwörungsgläubig, staatsfeindlich. Aber es gibt auch welche, die einfach an ein anderes System glauben. Verloren, verwirrt – ja. Aber nicht jeder von ihnen plant gleich den Umsturz. Und viele kapieren nicht mal selbst, wie tief sie da drinstecken.
Warum machen wir das?
- Weil Schubladen bequem sind.
- Weil Medien gerne polarisieren.
- Weil Grautöne nicht ins Like-System passen.
- Weil Feindbilder einfacher sind als echte Gespräche.
Aber was wäre, wenn wir wieder zuhören?
Wenn wir den Mut hätten zu fragen: „Was bringt dich zu dieser Meinung?“ statt „Du spinnst!“
Wenn wir sagen: „Ich versteh dich nicht – erklär’s mir“ statt „Du bist falsch“
Wenn wir das Menschliche über das Etikett stellen.
Fazit
Die Welt ist nicht schwarz oder weiß. Sie ist bunt. Laut. Widersprüchlich. Und genau deshalb wert, verstanden zu werden.
Pauschalisieren hilft niemandem – außer denen, die kein echtes Gespräch führen wollen.
Also hör hin. Frag nach. Sei neugierig. Auch wenn du nicht zustimmst.