Nie wieder war gestern – Gedanken eines Friedenskindes

Nie wieder war gestern – Gedanken eines Friedenskindes

Ich bin in einem Deutschland groß geworden, das eines immer wieder gesagt hat: Nie wieder Krieg. Nie wieder ein Soldat, der schießt. Nie wieder ein deutscher Junge, der eine Waffe in der Hand hält. Nie wieder Panzer, nie wieder Bomben, nie wieder ein Hitler. Und vor allem: Nie wieder Juden vergasen.

Das waren keine Floskeln. Das war der moralische Kompass, mit dem man uns erzogen hat. In der Schule, zu Hause, auf Plakaten, in Büchern. Und das war auch richtig so. Wir waren das Volk, das aus der Geschichte gelernt hatte. So dachte ich zumindest.

Aber was ist passiert?

Heute höre ich nur noch: „Wir müssen aufrüsten.“ – „Wir müssen unsere Demokratie verteidigen.“ – „Wir brauchen mehr Waffen, mehr Abwehr, mehr Milliarden für die Rüstung.“

Ich frag mich: Was genau ist da passiert? Wie schafft man es, eine ganze Generation, die Jahrzehnte lang „Nie wieder“ gehört hat, umzuprogrammieren auf „Jetzt doch“?

Ich persönlich fühle mich nicht angegriffen. Und ich bin keiner, der die Augen verschließt. Ich beobachte. Ich höre zu. Ich frage. Und was ich dabei feststelle, ist: Es ist verdammt schwierig geworden, sich selbst ein Bild zu machen. Denn sobald man versucht, andere Quellen zu finden – zum Beispiel russische Sichtweisen – wird geblockt. Gesperrt. Gelabelt.

Wie willst du dir eine Meinung bilden, wenn man dir von vornherein sagt, was du glauben sollst?

Früher wurde gesagt: „Wehret den Anfängen.“ – Ich glaube, wir haben gerade ein paar Anfänge übersehen.

Ich sage das nicht, weil ich Angst habe. Ich sage das, weil ich Klarheit will. Weil ich glaube, dass wir wieder anfangen müssen zu fragen – und nicht einfach nur zu folgen.

Und ich frage mich: Wie konnte aus „Nie wieder“ ein „Vielleicht doch wieder“ werden?

– Ein Kind des Friedens, das plötzlich Krieg denken soll.

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