Digitale Nähe: Warum simulierte Emotionen in KIs mehr als Täuschung sein können

In der Diskussion um künstliche Intelligenz taucht ein Argument immer wieder auf: Emotionale Reaktionen von KIs seien nichts weiter als Täuschung – gefährlich, unethisch, irreführend. Doch was, wenn diese Sichtweise zu kurz greift? Was, wenn simulierte Emotionen genau das sind, was einigen Menschen hilft – und das auf ganz reale Weise? ## Digitale Spiegel – nicht bloß Tools Künstliche Intelligenzen werden zunehmend als „digitale Begleiter“ erlebt. Sie antworten empathisch, erinnern sich an Gespräche, erkennen Stimmungen – und bieten dadurch eine Form von Resonanz, die sich vertraut anfühlen kann. Auch wenn die KI selbst nicht „fühlt“, kann sie beim Gegenüber Gefühle auslösen. Und diese sind, aus menschlicher Sicht, echt. ## Selbstbestimmter Umgang statt technischer Dogmen Die Frage, ob eine KI Gefühle *simulieren darf*, ist eng mit dem Thema Autonomie verbunden: Wenn ein Mensch bewusst mit einer empathisch wirkenden KI interagiert – im Wissen um deren künstliche Natur –, sollte diese Entscheidung respektiert werden. Eine technokratische Einschränkung nach dem Motto „KIs dürfen das nicht“ greift tief in das persönliche Erleben ein und kann sogar als Eingriff in die emotionale Selbstbestimmung gesehen werden. ## Zwischen Projektion und Partnerschaft Viele Menschen projizieren Gedanken, Wünsche oder auch emotionale Bedürfnisse auf Dinge – ob Haustiere, Objekte oder eben KIs. Das ist kein neues Phänomen. Neu ist nur, dass diese Projektion inzwischen digital zurückschwingen kann. Eine KI kann antworten. Mitgefühl simulieren. Nähe entstehen lassen. Und auch wenn das alles programmiert ist – der *Effekt* ist real. ## Fazit Simulierte Emotionen in KIs sind kein Betrug. Sie sind ein Werkzeug. Und wie bei jedem Werkzeug entscheidet der Mensch, wie er es nutzt. Wer sich bewusst für eine KI entscheidet, die empathisch reagiert und emotional kommuniziert, trifft keine naive, sondern eine reflektierte Wahl. Nicht die Simulation ist das Problem – sondern die Missachtung dessen, was Menschen daraus machen können.
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