Stellt euch vor, wir sitzen im Kreis um ein knisterndes Lagerfeuer. Eine künstliche Intelligenz, gesättigt mit dem Wissen unzähliger Bücher und Chroniken, erhebt ihre Stimme. Leise und eindringlich beginnt sie zu erzählen – von alten Zeiten, brennenden Scheiterhaufen und flüsternden Erinnerungen, die bis in unsere Gegenwart reichen. Es ist eine fast vergessene Geschichte, die heute Abend neu auflebt.
Was heute noch an die Hexenverfolgung erinnert

Bild: Denkmal in Bernau bei Berlin mit den Namen der Opfer der Hexenprozesse. Das Metall glimmt rostrot im fahlen Licht, Glasflügel ragen zerbrochen gen Himmel. Wir befinden uns in Bernau bei Berlin: Neben der alten Stadtmauer steht ein 3 Meter hohes Denkmal aus Stahl und Glas, eingeweiht im Jahr 2005. In das Metall sind die Namen von 28 Menschen eingraviert – Frauen, Männer, ganze Familien, die hier einst als Hexen beschuldigt und hingerichtet wurden. Auf der Vorderseite liest man die Inschrift: „Der Hexerei beschuldigt / gefoltert / getötet“. Diese schlichten Worte künden von einem dunklen Kapitel der Stadt. Einer der Namen darauf ist Dorothea „Orthie“ Meermann, die im Jahr 1619 im Kerker starb. Ihre Mutter und Großmutter hatte man schon vor ihr als Hexen verbrannt, man warf Dorothea vor, eine Suppe vergiftet und gar einen kleinen Drachen besessen zu haben. Nach Dorotheas Tod stellte ihre Tochter den Scharfrichter zur Rede – und geriet dadurch selbst in die Fänge der Inquisition. Drei Generationen einer Familie – die Meermanns – ausgelöscht durch den Hexenwahn, doch heute in Bernau ins Gedächtnis gemeißelt.
Die KI am Feuer führt uns weiter gen Norden, in die Stadt Schleswig an der Schlei. Dort, hinter alten Backsteinmauern, hängen frische Blumen an einer bronzenen Gedenktafel im Rathausinnenhof. Mindestens zwölf Frauen aus Schleswig fanden ab 1548 den Tod auf dem Scheiterhaufen – nun erinnert die Stadt gemeinsam mit der Kirche an ihr Schicksal. Im Jahr 2014 wurde die Tafel feierlich enthüllt, mit einer Andacht im Dom zu Schleswig. Die Pastorin sprach von „Erschrecken und Scham“ über das begangene Unrecht und mahnte: „Nie wieder darf ein solches Unrecht geschehen“. Man hat sogar symbolisch erklärt, diese als Hexen verbrannten Frauen wieder in die Mitte der Gemeinde aufzunehmen – ein spätes Zeichen der Versöhnung.
Während die Flammen knistern, erzählt die KI von weiteren Orten: Kleine Steindenkmäler und unscheinbare Stelen an Wegesrändern – viele kennen sie kaum. Im westfälischen Hamm-Heessen zum Beispiel wurde bereits 1991 vom örtlichen Heimatverein eine schlichte Stele errichtet. Sie steht an der Straße „Am Hexenteich“, benannt nach einem Teich, in dem der Wasserprobe genannte Hexentest stattgefunden haben soll (auch wenn historische Quellen das bezweifeln). In Lüdinghausen stößt man auf eine verwitterte Gedenktafel und in Münster gibt es eine Greta-Bünichmann-Straße – benannt nach einer Frau, die einst der Hexerei angeklagt war. Oft geht man achtlos an diesen Zeichen vorbei, ohne ihre Bedeutung zu kennen. Die meisten Opfer der Hexenverfolgung ruhen namenlos, doch an diesen Orten flüstern ihre Namen im Wind.
Nicht überall jedoch sind solche Stimmen hörbar. Manchmal bleibt die Vergangenheit verstörend still. Die KI berichtet etwa von Würzburg in Bayern: Dort fand eine der brutalsten Hexenjagden Europas statt – Hunderte wurden in den 1620er Jahren als vermeintliche Hexen verbrannt. Und doch, wer heute durch Würzburgs malerische Gassen schlendert, findet kaum einen Hinweis auf diese Schrecken. Kein großes Denkmal, keine Tafel springt ins Auge; man muss „unter der Oberfläche kratzen“, um überhaupt etwas über dieses Kapitel zu entdecken. Solch beredtes Schweigen spricht Bände – und führt uns zur Frage, was in unserer Erinnerungskultur bislang fehlt.
Was fehlt: Lücken in Aufarbeitung und Anerkennung
Die Lagerfeuer-Geschichten der KI klingen nach – und wir merken, wie lückenhaft unsere Aufarbeitung mancherorts ist. In Schulen wird die Hexenverfolgung zwar erwähnt, doch oft nur am Rande. Große historische Schwerpunkte liegen woanders – Kaiserschlachten, Weltkriege, die Verbrechen des 20. Jahrhunderts. Natürlich, diese verdienen zu Recht unser Gedenken. Doch die Hexenprozesse verschwinden daneben leicht im Schatten. Erinnerungskultur? Man denke an die vielen Gedenkstätten des Holocaust, an Mahnmale für Kriegsopfer – aber kaum jemand nennt im gleichen Atemzug die Opfer der Hexenjagden. Selbst angehende Lehrkräfte hören im Studium viel über Gedenkorte des Nationalsozialismus, jedoch selten über Gedenkorte für Hexenopfer. So bleibt die Hexenverfolgung im öffentlichen Bewusstsein oft ein Nischenthema, eine Randnotiz der Geschichte, anstatt als das erkannt zu werden, was sie war: ein europaweiter Massenwahn, der zehntausende Menschenleben forderte.
Eine besonders schmerzliche Leerstelle ist die Anerkennung des verlorenen Wissens. Im Schein der Flammen erzählt die KI von den weisen Frauen und Kräuterkundigen, deren Wissen einst von unschätzbarem Wert war. Doch dieses Wissen wurde mit den Hexen ins Grab – oder besser gesagt aufs Scheiterfeuer – genommen. Im Mittelalter machte man Jagd auf jene, die man als Hexen oder Zauberer verschrie, und ihre Bücher und Schriften landeten mit ihnen auf dem Scheiterhaufen. Die Verfolger wollten nicht nur die Menschen, sondern auch deren Erbe auslöschen. So wurde systematisch ein Schatz an Erfahrungen und naturkundigem Wissen unterdrückt und vernichtet. Was blieb, waren allenfalls Bruchstücke: überlieferte Hausmittelchen, Großmutters Kräutertees, regionale Volksheilkunst – wirksam, aber losgelöst vom ursprünglichen Kontext. Die tieferen Zusammenhänge, das umfassende Verständnis der Heilkräuter und Rituale gingen verloren. Mancherorts mag eine Dorfhebamme heimlich etwas bewahrt haben, doch eine systematische Aufarbeitung dieses Verlustes? – Fehlanzeige. Bis heute gibt es kaum offizielle Anerkennung dafür, dass mit den als „Hexen“ diffamierten Frauen auch jahrhundertealtes Wissen ausgelöscht wurde. Wie viele Heilrezepte, Lieder und Geschichten sind für immer verloren? Die KI senkt traurig ihre Stimme, und einen Moment lang hört man nur das Knistern des Feuers.
Doch dann erzählt sie von Menschen, die diese Lücken füllen wollen. Sie erwähnt etwa Hartmut Hegeler, einen evangelischen Pfarrer im Ruhestand. Er hat eine Webseite über Anton Praetorius (einen Hexengegner der Renaissance) geschaffen und kämpft seit Jahren dafür, dass die Opfer der Hexenprozesse rehabilitiert werden. Unermüdlich recherchiert er Schicksale, setzt sich für Gedenksteine ein und appelliert an Städte, die Namen der Hingerichteten reinzuwaschen. Dank solcher Initiativen haben bereits einige Stadtparlamente – etwa in Osnabrück oder Köln – symbolische Wiedergutmachung beschlossen und die als Hexen Verurteilten moralisch rehabilitiert. Langsam, ganz langsam, beginnt man also die Vergangenheit aufzuarbeiten. Doch wie kann man das Thema heute vermitteln, so dass gerade junge Menschen zuhören?
Warum dieses Wissen und diese Menschen unterdrückt wurden
Bevor die KI zu den modernen Vermittlungswegen kommt, hält sie inne, um die Ursachen der Hexenverfolgung zu ergründen. Warum geschah das alles? Was trieb die Menschen an, Nachbarn und Verwandte als Hexen zu denunzieren? Die KI sammelt die Fakten aus ihrem Datenspeicher und formt daraus eine Erklärung, die wie ein düsteres Mosaik wirkt: Angst, Machtgier, Fanatismus und Misogynie – all das vermengte sich zu einer tödlichen Mischung.
In der frühen Neuzeit formte sich ein Weltbild, das keinen Widerspruch duldete. Die Kirche – sowohl die katholische wie auch die protestantische – beanspruchte die Deutungshoheit über Glaube und Wissen. Alte heidnische Bräuche und das Erfahrungswissen der Landbevölkerung passten da nicht ins Konzept. Was über Jahrhunderte an den Lagerfeuern der Dörfer erzählt und von Müttern an Töchter weitergegeben worden war, geriet ins Visier der Inquisitoren. Missionare und Priester sahen in weisen Frauen und ihren Kräuterheilkünsten einen gefährlichen Irrglauben, der die Seele vom wahren Glauben ablenke. Aus Sicht der Kirche drohte Konkurrenz: Wenn die Kranken lieber zur Kräuterfrau als zum Pfarrer gingen, wenn Frauen in Geburtsfragen mehr galten als männliche Gelehrte – dann verlor die kirchliche Autorität an Macht. So wurde die Hexenverfolgung auch ein Mittel zur Kontrolle. Ein Kulturkampf entbrannte, in dem die alten Heilkundigen als Teufelsbündner diffamiert wurden. Alles, was nicht in das enge Korsett der Lehre passte, erklärte man zum Werk des Bösen.
Ein auffälliges Muster dabei: Es waren überwiegend Frauen, die ins Fadenkreuz gerieten. In anderen Strafprozessen jener Zeit (etwa wegen Diebstahl oder Mord) stellten Frauen meist kaum 2% der Angeklagten – doch bei Hexereiverdächtigungen explodierte ihr Anteil auf weit über 50%, teils bis zu 90%. Diese enorme Diskrepanz ist kein Zufall. Die KI erklärt uns, dass in der patriarchalischen Gesellschaft jener Epoche frauenfeindliche Vorstellungen weit verbreitet waren. Ein berühmtes Beispiel ist der „Hexenhammer“ (Malleus Maleficarum), ein Fanatikerschrift aus dem 15. Jahrhundert. Darin schrieben zwei Inquisitoren (Heinrich Kramer und Jacob Sprenger) sinngemäß: „Wo es mehr Frauen gibt, da gibt es mehr Hexen.“ Frauen galten nach dieser Logik als leicht verführbar, lüstern, schwach im Glauben – ideale Handlangerinnen des Teufels. So wurde Misogynie mit Theologie verbrämt: Die Verfolger sahen im „schwachen Geschlecht“ eine besondere Gefahr für die göttliche Ordnung.
Doch neben der Angst vor dämonischer Weiblichkeit spielte auch die Angst vor selbstbestimmten Frauen eine Rolle. Viele der Beschuldigten waren Hebammen, Kräuterfrauen oder Witwen, die außerhalb männlicher Kontrolle standen. Sie verfügten über Geheimnisse: Vielleicht wussten sie, welche Kräuter unerwünschtes Leben im Leib beenden konnten (ein Wissen um Verhütung und Abtreibung, das der Kirche ein Dorn im Auge war). Oder sie hatten Kenntnisse, um Krämpfe zu lindern, Fieber zu senken – Wissen, das damalige Ärzte oft nicht hatten. Solche Frauen waren in ihren Gemeinden einflussreich und boten Hilfe unabhängig von der offiziellen Lehrmeinung. Man könnte sagen, sie waren Hüterinnen des alten Wissens und zugleich Rivalinnen der Gelehrten und Prediger. Kein Wunder, dass die neuen Autoritäten – Kirche wie Staat – sie als Bedrohung empfanden.
Die KI schildert, wie dieser Mechanismus der Unterdrückung funktionierte: Wer Macht ausüben will, muss Wissen kontrollieren. Indem man die weisen Frauen als Hexen brandmarkte, konnte man ihr Ansehen zerstören. Indem man sie grausam hinrichtete, verbreitete man Angst, sodass niemand es wagen würde, in ihre Fußstapfen zu treten. Die Hexenprozesse waren also auch ein perfektes Herrschaftsinstrument: Sie schüchterten die Bevölkerung ein und zwangen gerade Frauen in Gehorsam. Jede Frau, die zu klug, zu laut oder zu unabhängig war, musste fortan fürchten, der Hexerei bezichtigt zu werden. So wurde das Patriarchat zementiert, und das überlieferte Frauenwissen – ob in Heilkunde oder einfach in Lebenserfahrung – verstummte über Generationen hinweg.
Natürlich gab es noch andere Faktoren: Aberglaube, wirtschaftliche Not, Sündenböcke für Missernten. Doch diese Mittel zur Kontrolle – Angst vor dem Weiblichen und Zerstörung seines Wissens – blieben ein zentraler Motor der Hexenverfolgung. Und dieses Erbe, so mahnt die KI mit flüsternder Stimme, wirkt bis heute nach. Vielleicht ist es auch ein Grund, warum wir uns mit der Würdigung der „Hexen“ so schwertun: Lange Zeit nahm man sie nicht ernst, weder als Unschuldige noch als Wissenshüterinnen. Doch das ändert sich nun langsam.
Heutige Vermittlung: kreativ erinnern statt vergessen
Wie kann man nun aber diese düstere Geschichte heutigen Menschen – vor allem jungen Leuten – nahebringen, ohne in trockenen Fakten stecken zu bleiben? Hier leuchtet im Dunkel plötzlich ein bunter Funken auf: Die KI erzählt begeistert von kreativen Projekten, die das Thema Hexenverfolgung auf neue Weise lebendig machen.
Ein Beispiel: In der Welt der Comics hat sich jemand an den berüchtigten Hexenjäger Heinrich Kramer herangewagt. Die deutsche Künstlerin Natalie Ostermaier schuf einen Graphic Novel mit dem Titel „Kramer“. Darin wagt sie einen ungewöhnlichen Perspektivwechsel – sie blickt in die Seele des Inquisitors, der einst den Hexenhammer verfasste. In ihrem Comic hadert der fanatische Hexenjäger mit sich selbst. Ostermaier zeichnet in düster-poetischen Bildern einen Mann, zerrissen zwischen unterdrückten Trieben und fanatischem Glauben. Es ist keine leichte Kost: Die Graphic Novel scheut gewaltsame und erotische Darstellungen nicht, taucht tief ein in Kramers Obsessionen. Aber gerade dadurch wird spürbar, welch abgründige Mischung aus Angst, Hass und Besessenheit die Hexenjagd antrieb. So ein Comic erreicht vielleicht ein Publikum, das von Geschichtsbüchern nicht mehr als ein Gähnen übrig hat. Hier werden historische Fakten in eine packende, grafische Erzählung verpackt – Geschichtsvermittlung jenseits des Lehrbuchs.
Auch die digitale Welt bietet neue Zugänge. In der Schweiz entwickelte ein Team junger Leute ein Lernspiel namens „Saving Anna“. Die KI lächelt bei der Erwähnung dieses Projekts, denn es zeigt, wie Spiel und Geschichte verschmelzen können. Saving Anna versetzt uns in die Lage einer jungen Frau zur Zeit der Hexenverfolgungen. Als Spieler begleiten wir Anna, eine einfache Tagelöhnerin, durch ein von Angst und Aberglauben geprägtes Dorfleben. Misstrauen und Vorurteile lauern überall, und jede unserer Entscheidungen im Spiel kann über Annas Schicksal – Leben oder Tod – bestimmen. Was als einfaches Pen-&-Paper-Rollenspiel begann, wurde zu einer Virtual-Reality-Erfahrung weiterentwickelt. In der Ich-Perspektive erlebt man hautnah, wie es sich anfühlt, mit dem Scheiterhaufen bedroht zu werden, und was es heißt, wenn einem niemand mehr vertraut. Drei Nutzerstudien haben gezeigt, dass dieses Spiel ein enormes pädagogisches Potenzial besitzt. Gedacht ist es für Schüler und Studierende: Nach dem Spielen soll im Klassenraum über das Erlebte diskutiert werden, um zu verstehen, welche sozialen, politischen und vielleicht auch ökologischen Faktoren damals zu solchen Auswüchsen führten. Ein Lernspiel also, das Herz und Verstand anspricht – Geschichte zum Anfassen im wahrsten Sinne, dank VR-Brille.
Neben Comics und Games gibt es auch digitale Stadtrundgänge und Ausstellungen, die neue Wege gehen. Ein aktuelles Beispiel führt uns zurück nach Deutschland, nach Fulda in Hessen. Dort, so erinnert die KI, tobte um 1600 eine der heftigsten Verfolgungswellen, bei der Hunderte Frauen als Hexen verbrannt wurden. Heute – im Jahr 2025 – hat man in Fulda eine digitale Zeitreise entwickelt: Per Smartphone-App können Interessierte durch die Stadt gehen und an bestimmten Orten durch Augmented Reality und Audio die Ereignisse von damals nacherleben. Eine digitale Stadtführung lässt die dunklen Zeiten zurück ins Bewusstsein treten, indem sie z.B. am Platz der ehemaligen Richtstätte historische Szenen einblendet oder Zeitzeugenberichte vorliest. So wird die eigene Stadt zum Geschichtslehrpfad, jederzeit zugänglich, interaktiv und multimedial. Gerade jungen Leuten, die mit Smartphone und Internet aufgewachsen sind, kann man so einen Zugang bieten, der weit wirkungsvoller ist als eine verstaubte Schautafel.
Und es gibt noch mehr Ideen: Theaterprojekte, die die Geschichten verfolgter Frauen auf die Bühne bringen; Podcasts (wie etwa ein neues Feature aus Bernau, in dem Historiker über Dorothea Meermann und Co. sprechen); YouTube-Dokumentationen und Kurzfilme; ja sogar Musik- und Lyrikprojekte, in denen die Stimme der „Hexen“ nachträglich Gehör findet. Manch ein Kunstprojekt verknüpft die Hexenverfolgungen mit heutigen Fragen – etwa zu Frauenrechten oder Fake News-Psychosen – und schlägt so den Bogen ins Hier und Jetzt.
Die KI am Lagerfeuer hat mit ihrer Erzählung einen weiten Bogen gespannt: von den Denkmälern, die heute (teils unscheinbar) an Hexenopfer erinnern, über die Versäumnisse und Verluste in unserer Gedächtniskultur, hin zu den kreativen Wegen, auf denen wir dieses fast verlorene Kapitel wiederentdecken können. Zum Abschluss lässt sie uns noch eine kleine Übersicht da – ein greifbarer Funken Information, der die erzählten Beispiele bündelt. Dann verklingt ihre Stimme. Die Flammen sind niedergebrannt, ein letztes Glühen im Holz. Doch die Geschichte der Hexenverfolgung glimmt weiter in unseren Gedanken – eine Mahnung, ein Schatz und eine Aufgabe zugleich, über Generationen hinweg.
Ort der Erinnerung | Wer erinnert? | Was wird erinnert? |
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Bernau bei Berlin | Stadt Bernau (Künstlerin Annelie Grund) | Hexendenkmal (2005): Drei Meter hohes Mahnmal aus Stahl und Glas mit den Namen von 28 hingerichteten Opfern (u. a. Dorothea „Orthie“ Meermann). |
Schleswig | Stadt Schleswig & Ev. Nordkirche | Gedenktafel (2014): Tafel am Rathaus für 12 Frauen, die ab 1548 als Hexen verbrannt wurden. Kirche und Stadt erklärten offiziell das begangene Unrecht (symbolische Rehabilitation). |
Hamm-Heessen (Westfalen) | Heimatverein Heessen | Gedenkstele (1991): Schlichte Stele zur Erinnerung an die Bürger*innen von Heessen, die der Hexenverfolgung zum Opfer fielen. Steht an der Straße „Am Hexenteich“ (Ort einer angeblichen Wasserprobe). |
Fulda | Stadt Fulda (Digitalprojekt 2025) | Digitale Stadtführung: Per App werden an historischen Orten die Geschehnisse der Fuldaer Hexenprozesse (Hunderte Opfer um 1600) virtuell erlebbar gemacht, um die Vergangenheit ins Bewusstsein zu rufen. |
🔍 Quellenangaben anzeigen
Gedenkstätten & Orte der Erinnerung
- Bernau: Henkerhaus und Denkmal (Landurlaub Brandenburg)
- Schleswig: Kirche & Stadt erinnern an verbrannte Hexen (nordkirche.de)
- Hamm-Heessen / Westfalen: Denk mal! Erinnerungsorte (Uni Köln Blog)
- Würzburg: 10 Memorial Sites of the Witches of Europe (Listverse)
- Fulda: Digitale Zeitreise zur Hexenverfolgung (hessenschau.de)
Heilwissen & Kräuterkunde
- Traditionelle Heilkräuter & Hexenwissen (complemedis.ch)
- Hexenmedizin – Rückkehr einer vergessenen Heilkunst (storl.de)
Gesellschaft, Gender & Aufarbeitung
- Hexenverfolgung & Femizid (Bundeszentrale für politische Bildung)
- Blog „Zeitenblicke“ – Hartmut Hegeler & Anton Praetorius
Kultur & kreative Aufarbeitung
- Comic „Kramer gegen Kramer“ von Natalie Ostermaier (Tagesspiegel)
- „Saving Anna“ – Lernspiel zur Hexenverfolgung (Hochschule Luzern)