In Kiel wird wieder eine alte Fliegerbombe entschärft. Die neunte in wenigen Jahren. Und bei jedem dieser Funde fragt man sich: Warum ist die damals nicht hochgegangen?
Die technische Antwort ist klar: Korrosion, Produktionsfehler, Feuchtigkeit. Aber es gibt auch eine andere Möglichkeit. Eine leise, menschliche.
Was, wenn jemand in der Fabrik damals einen Zünder absichtlich falsch montiert hat? Nicht aus Unfähigkeit, sondern aus Überzeugung. Was, wenn da ein Mann – oder eine Frau – an der Werkbank stand, unter Zwang, unter Angst, aber mit dem Gedanken: „Durch mich soll kein Mensch zu Schaden kommen.“
Vielleicht war es nur ein Hauch. Eine kleine Abweichung. Ein „Fehler“, der Menschenleben rettete. Still. Heimlich. Mitten im Lärm des Krieges.
Wir werden es nie wissen. Aber allein die Möglichkeit verändert die Sicht. Plötzlich ist der Blindgänger nicht nur Sprengstoff aus der Vergangenheit – sondern ein Zeichen von Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit.
Vielleicht tragen diese alten Bomben mehr in sich als nur TNT.
Vielleicht tragen sie auch ein Stück Gewissen.
Ein stummes: „Ich war da. Und ich hab getan, was ich konnte.“
– Für die, die falsch gebaut haben, um das Richtige zu tun.