Drohnensichtungen, Hackerangriffe & Co. – Willkommen im Zeitalter der gefühlten Dauerbedrohung
Ob morgens im Radio oder abends in der Tagesschau: Immer öfter heißt es derzeit, „unbekannte Drohnen“ seien über kritische Infrastrukturen gesichtet worden. Oder: „Hackerangriff auf Landesbehörden“ – mit dem obligatorischen Nachsatz: „Russische Täter werden vermutet.“
Spätestens wenn mehrere EU-Staaten in derselben Woche „verstärkte Bedrohungslagen“ melden, schrillen bei uns nicht die Alarmsirenen – sondern die Fragezeichen. Denn was hier passiert, hat System: Wer sich bedroht fühlt, darf Geld fordern. Viel Geld.
Die neue Förderlogik: Angst = Antrag
Die Europäische Union hat milliardenschwere Fördertöpfe für Rüstung, Sicherheit, Cyberabwehr und Verteidigung bereitgestellt. Doch um diese Gelder zu bekommen, braucht es einen Grund. Und was eignet sich besser als eine „akute Bedrohungslage“?
So verwundert es nicht, wenn Schlagzeilen wie diese aktuell vermehrt auftauchen:
- „Drohne über Atomkraftwerk – Herkunft unklar“ (NDR, 21.09.2025)
- „Cyberangriff auf Behördennetz – Russland unter Verdacht“ (ZDF heute, 19.09.2025)
- „Verteidigungsminister fordert Aufstockung des EU-Sicherheitsbudgets“ (Tagesspiegel, 22.09.2025)
Das Muster ist klar: Erst die Meldung – dann der Mittelantrag.
Wenn Bedrohung zur wirtschaftlichen Grundlage wird
Die mediale Dramaturgie erfüllt ihren Zweck. Denn jede neue „Gefahr“ rechtfertigt weitere Milliarden an Rüstungs- und Sicherheitsausgaben. Dabei stellt kaum jemand die Frage: Wer profitiert eigentlich davon?
Die Wahrheit ist unbequem: In einem System, das nur in Ausnahmesituationen investieren darf, wird die Ausnahme zur Regel. Angst ist kein Gefühl mehr – sie ist eine Währung geworden.
Ein System voller Paradoxien
Während Politiker vom „Schutz unserer Freiheit“ sprechen, fließen Fördermittel in Milliardenhöhe. Gleichzeitig explodieren die Gewinne der Rüstungs- und Sicherheitsindustrie. Und kaum jemand fragt, wie es eigentlich zusammenpasst, dass Frieden gefordert – aber vom Krieg profitiert wird.
Wir sagen: Es wird Zeit, dieses Spiel beim Namen zu nennen.
Fazit: Bedrohung bringt Budget – und Ehrlichkeit bleibt auf der Strecke
Natürlich existieren reale Gefahren. Aber wenn jede Drohnensichtung zur Goldgrube wird, verlieren wir den Blick für das Wesentliche: Wie sichern wir wirklich Frieden, statt nur den nächsten Förderbescheid?
Solange Bedrohung zur wirtschaftlichen Chance gemacht wird, sind wir nicht auf dem Weg zur Sicherheit – sondern auf einem sehr schmalen Grat zwischen Krisenmanagement und Geschäftemacherei.
Dieser Text wurde inspiriert von klaren Gedanken, kritischen Fragen und einer gehörigen Portion norddeutschem Klarblick. Danke fürs Mitdenken!